September 17, 2004 07:27 EM

Steuererleichterung in der Praxis

Lassen Sie uns die geplanten Steuererleichterungen einmal in Worte fassen, die jeder verstehen kann. Es waren einmal 10 Männer, die jeden Tag miteinander zum Essen gingen und die Rechnung für alle zusammen betrug jeden Tag genau 100,00 Euro.

Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern und das sah ungefähr so aus:
Vier Gäste (die Ärmsten) zahlten nichts.
Der Fünfte zahlte 1 Euro.
Der Sechste 3 Euro.
Der Siebte 7 Euro.
Der Achte 12 Euro.
Der Neunte 18 Euro.
Der Zehnte (der Reichste) zahlte 59 Euro.

Das ging eine ganze Zeitlang gut.

Jeden Tag kamen sie zum Essen und alle waren zufrieden. Bis - der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte in dem er vorschlug, den Preis für das Essen um 20 Euro zu reduzieren. "Weil Sie alle so gute Gäste sind!" Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 80 Euro, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten so zu bezahlen, wie wir besteuert werden.
Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos.
Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus?
Wie konnten sie die 20 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte?
Die sechs stellten schnell fest, daß 20 Euro geteilt durch sechs Zahler 3,33 Euro ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen.
Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes: Der Fünfte Gast, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis). Der Sechste zahlte 2 Euro statt 3 Euro (33% Ersparnis). Der Siebte zahlte 5 statt 7 Euro (28% Ersparnis). Der Achte zahlte 9 statt 12 Euro (25% Ersparnis). Der Neunte zahlte 14 statt 18 Euro (22% Ersparnis). Und der Zehnte (der Reichste) zahlte 49 statt 59 Euro (16% Ersparnis). Jeder der sechs kam günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos. Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal wie sie dachten. "Ich hab' nur 1 Euro von den 20 Euro bekommen!" sagte der sechste Gast und zeigte auf den zehnten Gast, den Reichen. "Aber er kriegt 10 Euro!" "Stimmt!" rief der Fünfte. "Ich hab' nur 1 Euro gespart und er spart sich zehnmal so viel wie ich." "Wie wahr!!" rief der Siebte. "Warum kriegt er 10 Euro zurück und ich nur 2? Alles kriegen mal wieder die Reichen!" "Moment mal," riefen da die ersten vier aus einem Munde. "Wir haben überhaupt nicht bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!!" Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Zehnten los und verprügelten ihn.

Am nächsten Abend tauchte der zehnte Gast nicht zum Essen auf. Also setzten die übrigen 9 sich zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest:
Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute.

Und so, liebe Kinder, funktioniert unser Steuersystem Die Menschen, die hier die höchsten Steuern zahlen, haben die größten Vorteile einer Steuererleichterung. Wenn sie aber zu viel zahlen müssen, kann es passieren, dass sie einfach nicht mehr am Tisch erscheinen. In der Schweiz und in der Karibik gibt es auch ganz tolle Restaurants.

Quelle:
David R. Kamerschen, Ph.D
Ausgezeichneter Professor der Ökonomie
536 Brooks Hall
University of Georgia

Thanks to Uwe

Posted by Aweihs at DTG 17 September 2004 , 19:27:47 | TrackBack (0)
Comments

Mir scheint der Herr Professor hat einige Fakten übersehen:

- die Gastwirtschaft gehört zur Gast10-Konglomerat-Food-And-Drink-Company, die natürlich Gast 10 gehört. Der wirt zahlt von den 100 eingenommenen Euro 99 direkt wieder an Gast 10.

- Gast 9 ist der Rechtsanwalt von Gast 10, zusammen machen die beiden viermal jährlich einen Kurzurlaub auf dem Virgin Islands und zahlen dort schwarzgefärbtes Geld bei der Bank ein, sonst müsste Gast 10 womöglich noch die ganze Rechnug zahlen.

- Gast 8 ist Politiker. Er hat immer Geld, weil er sein Gehalt selbst bestimmen darf, bekommt aber überall Vergünstigungen weil er auch darüber zu bestimmen hat und wenn er mal ein neues Auto braucht, geht er zu Gast 10, der schenkt ihm eins, einfach so...

- Gast 7 ist Bankangestellter. Sein Einkommen ist sicher. Letztes Jahr hatte er mal kurz Angst ihn zu verlieren, weil der grosse Kredit an eine Tochterfirma von Gast 10 geplatzt war (Gast 9 war übrigens Geschäftsführer dieser Tochterfirma), Gast 10 sagte damals: das Geld ist weg und wenn ihr es einklagen wollt, dann zahle ich die anderen Kredite auch nicht mehr und dann ist eure Bank pleite. Da strich die Bank einfach die Kleinkredite von Gast 2, 3 und 4, die damals gerade dabei waren, sich einen kleinen Handwerksbetrieb aufzubauen, nun sind sie arbeits- und mittellos.

- Gast 5 und 6 arbeiten noch für Gast 10. Jedes Jahr bekommen sie weniger Lohn und dauernd dagt man ihnen: wenn du mehr Geld willst, wirst du entlassen. Beide haben Kinder und ein Haus, dass abbezahlt werden muss. Und obwohl sie immer weniger verdienen (es wird ja alles immer teurer und teurer), werden sie von Gast 10, Gast 9 und Gast 8 ununterbrochen gegängelt, sie sollten noch mehr von dem Essen bezahlen.

- Gast 1 ist der Bruder des Gastwirtes. In den Abendstunden, wenn die Runde nicht da ist, arbeitet er schwarz in der Gastwirtschaft. Gast 1 denkt, er ist ein coole Sau, denn er sackt immer Kohle ein, muss nie bezahlen. Die gesparten Abgaben von seinem Gehalt bekommt er allerdings nicht, die teilen sich Gast 10 und der Gastwirt. Dieses am Essen vorbeigeschmuggelte Geld würde die Rechnugn übrigens nochmal um 10 Euro senken.

Ein Glück, dass Wirtschaft und Politik so einfach sind.

Posted by: Nico at 18.09.04 09:27

Nachdem die 9 verbliebenen Gäste jetzt mehr als das Doppelte für's Essen bezahlen müssen, werden sie Ihr Geld besser zusammenhalten. Sie kaufen sich ihr neues Auto nun im Schnitt nach 5 statt 3 Jahren. Gast 10 hatte dummerweise kurz zuvor 200% seines Geldes (war kein Problem mit dem Kredit) in eine neue Autofabrik investiertund wundert sich, warum die Leute keine Autos mehr kaufen. Naja, dann müssen wir halt die Löhne noch ein bisschen senken. ...

Wenn die Vergütungen unserer Elite sich am 'gesunden Menschenverstand' orientieren würde, gäbe es sicher keine 7-stelligen Jahresgehälter.

PS: In der Kombination halte ich die Story und den ersten Kommentar für recht ausgeglichen.

Posted by: ALY at 19.09.04 20:00

September 17, 2004 07:27 EM
Steuererleichterung in der Praxis

Lassen Sie uns die geplanten Steuererleichterungen einmal in Worte fassen,
die jeder verstehen kann. Es waren einmal 10 Männer, (so fangen Maerchen an),
die jeden Tag miteinander zum Essen gingen und die Rechnung für alle zusammen
betrug jeden Tag genau 100,00 Euro.

Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern und das sah ungefähr so aus:
Vier Gäste (die Ärmsten) zahlten nichts.
Der Fünfte zahlte 1 Euro.
Der Sechste 3 Euro.
Der Siebte 7 Euro.
Der Achte 12 Euro.
Der Neunte 18 Euro.
Der Zehnte (der Reichste) zahlte 59 Euro.

Der Schreiberling hat sich wohl in der Bezeichnung „Aermste“ vergriffen
und meinte „Nichtsteuerzahler“, was ein wesentlicher Unterschied ist.
Ich stelle mir die „Nichtzahlenden“ so vor: Rennfahrer mit Sitz in Monaca,
Fussballer mit Sitz in Oesterreich, Vorstandsvorsitzender aus der Schweiz,
die es also gewoehnt sind, zu kostenlosem Essen eingeladen zu werden und
dazu noch den Nerv haben, obwohl in D „steuerbefreit“ hier in D einen Antrag
auf Gewaehrung von Kindergeld zu stellen. Nachdem dies hier public wird,
dann laechelnd zu sagen: Aber das Geld haette ich doch fuer „wohltaetige“
Zwecke gestiftet !!! Vom hiesigen Steuerzahler absahnen und sich dann als
Wohltaeter darzustellen, so sehen wohl beim „Herrn Professor“ Aermste aus.

Naja, das war Wahlpropanda anno 2004, aber heute, anno 2006 ???
Wie meinen Herr Professor nun ???

Nice Day, Bernhard Sauer sen.

Posted by: Bernhard Sauer sen. at 02.07.06 20:44
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