Gratisdownloads: Die Neuerfindung des Buchgeschäfts | Nachrichten auf ZEIT ONLINE

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In seiner Eröffnungsrede der Frankfurter Buchmesse machte Paulo Coelho vor staunenden Branchenvertretern ein Geständnis: Nicht irgendwelche Copyright-Fighter oder sonstige Webanarchisten, er höchstselbst habe das Blog „Pirate Coelho“ ins Leben gerufen und unterhalte es. In diesem angeblichen “Piratenblog” werden immerhin Links auf digitale Versionen seiner Bücher gesammelt, also scheinbar illegale Downloads ermöglicht. Ideen sollen frei sein, findet der Brasilianer, dessen Werke weltweit in über 60 Sprachen übersetzt wurden.

Doch nicht nur mit Idealismus rechtfertigt er seine Haltung, er untermauert sie mit ökonomischen Argumenten. Die frei zugänglichen Dateien würden den Verkauf seiner gedruckten Bücher ankurbeln: “Je mehr Du gibst, desto mehr verdienst Du.“ Zu dieser Einsicht verhalfen ihm seine Erfahrungen auf dem russischen Buchmarkt im Jahre 1999. Von seinem Werk “Der Alchimist“ setzte er dort nur rund 1.000 Exemplare ab. Erst als eine digitale Raubkopie davon im Netz auftauchte, stiegen die Verkaufszahlen sprunghaft an: Im ersten Jahr auf 10.000, im zweiten auf 100.000 Stück. Heute überschreiten die Verkäufe der russischen Alchimisten-Ausgabe die Millionen-Grenze.

Das ist doch mal ein schöner Business Case für den “offenen Ansatz”.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass Buchhändler schneller und besser mit der Anpassung Ihrer Geschäftsmodelle vorankommen und nicht die gleichen Fehler machen wie die Musikindustrie. Die Musikindustrie hat sich schlicht zu lange auf Ihrer Position ausgeruht und hat zu lange vor den deutlich erkennbaren, massiven Veränderung der Rahmenbedingungen die Augen zu gemacht. Dann muss man jetzt auch mit den Auswirkungen leben. Interessanter Weise hemmt die neue Offenheit im Web und der “freie Tausch” von Musik nicht die Kreativität der Künstler. Dieser hat ja etwas zu geben, was viele haben wollen und somit bekommt er dann auch das was er haben möchte, Aufmerksamkeit. Wie der Künstler dann mit der ihm geschenkten Aufmerksamkeit umgeht bleibt zunächst Ihm überlassen. Letztlich werden aber keine Zwischenhändler mehr benötigt. Wofür auch? Eine weltweite Logistik via Netz ist schon vorhanden und Marktschreier werden auch nicht benötigt, das erledigt sich via Mund zu Mund Propaganda im Web 2.0 häufig schneller und viel effektiver. Obendrein ist es auch noch kostenlos. Es konzentriert sich demnach alles auf den guten alten Grundsatz, dass derjenige gewinnt, der wirklich einen inhaltlichen Beitrag liefern kann – content is king. Die Durchlauferhitzer Positionen werden nicht mehr mit durchgefüttert.

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