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Harald Martenstein über Fernsehgebühren – Zeit online – Zeitgeschehen

MARTENSTEIN
“Muss ich als Nächstes acht Milliarden Euro für die deutsche Gartenzwergbranche entrichten?”


Für acht Milliarden Euro kann man also ein mittelgroßes Land pleitegehen lassen oder eine Umweltkatastrophe biblischen Ausmaßes veranstalten, oder man kann Filme senden, in denen eine schmucke Försterin mit einem graumelierten Frauenarzt in Südafrika eine Tierpension aufbaut, in der Waisenkinder an die Liebe zur Natur herangeführt werden. Das ist jetzt nur so ein Beispiel für einen typischen öffentlich-rechtlichen Fernsehfilm.

Ich sehe gerne Tagesschau, auch die Sportschau. Ich habe nichts gegen Talkshows und die Sendung mit der Maus. Aber mit den Filmen und den Serien ist es so, dass ich vom Betrachten der meisten dieser Werke gesundheitliche Probleme bekomme. Ich bin zu jung für so etwas. Ich warte, bis ich senil bin. Aber ich werde dazu gezwungen, diesen Ungeist zu finanzieren, jeder deutsche Haushalt muss neuerdings eine Zwangsabgabe für Förster-, Nonnen- und Pfarrerfilme der untersten intellektuellen und ästhetischen Kategorie bezahlen. Wieso gibt es keinen Volksaufstand? Warum schweigt Ralph Giordano, wenn man ihn wirklich einmal braucht? Deutsche Fernsehfilme sind für mich das, was für einen Imam das Schweinefleisch darstellt.

Die GEZ ist leider nur ein Element des “Salamisteuergedankens”, wenn auch ein sehr altes Scheibchen. Da kommt dann noch ganz nebenbei die Praxisgebühr, die Riesterrente, demnächst die Pflegeversicherung und weitere “Salamisteuern” hinzu.
Das Problem ist immer das Gleiche. Eine Organisation zieht zentral Geld – weitestgehend zunächst zweckgebunden – mit einer bestimmten Intention ein. Anschließend fällt bei der Verteilung auf, dass es eine Unzahl an Kriterien gibt, die eine einfache oder auch nur ansatzweise gerechte Verteilung unmöglich machen. Dafür wird jetzt die Verwaltung, Koordination und Administration sehr, sehr teuer.
Ich bin sicher, wir können diese riesigen Umverteilungsorganisationen heute deutlich intelligenter regeln, wenn wir etwas nachdenken und dem Einzelnen mehr Verantwortung überlassen. Immer alle Gleich ist schlicht eine Illusion, wenig zielführend und nicht mehr zeitgemäß.

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