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Das böse Netz und gute Contentfilter

Haben Sie Kinder?
Möchten Sie Ihren Kindern die große, weite, elektronische Welt,
also das WEB näher bringen?
Natürlich sind Sie überzeugt, dass es in wenigen Jahren zur Allgemeinbildung gehört,
mit dem Internet umzugehen und sich im Netz der Netze zurechtzufinden.
Aber es gibt doch auch soviele Angebote im Netz die ich von meinen Kindern fernhalten möchte.
Pornoseiten, rassistische Inhalte, bestimmt gibt es auch gefährliche Ansichten und Anleitungen
wie mann Brandsätze und Bomben baut.
Was ist mit Aufrufen zu Selbstmordattentaten der Al-Kaida oder einer anderen extremistischen Gruppe?
Was ist mit fürchterlichen Kriegsberichten? Tote, Blut, Gewalt und das Elend dieser Welt?
Vielleicht lässt sich auch ein Bild mit einer kopftuchtragenden, andersgläubigen Lehrerin finden.
Um Gotteswillen – die (deutsche) Jugend in Gefahr, unsere moralischen Grundwerte werden erschüttert,
das wertvollste, wichtigste in unseren Leben ist gefährdet – Helft unseren Kindern, verwendet Contentfilter.

Zugegeben Ihr müsst ein bischen Geld ausgeben, sogar regelmäßig Geld ausgeben.
Aber das wird Euch doch der Schutz Eurer kleinen Lieben wert sein.
Schließlich ist es eine Menge Arbeit solche Contentfilter auf aktuellen Stand zu halten und täglich zu entscheiden
was gut und was schlecht ist für die Seelen und Gemüter unserer jüngsten Gesellschaftsmitglieder und Schutzbefohlenen.


Lassen wir einmal die Emotionen beiseite und werfen einen Blick auf die schnöde Technik.

Wie funktionieren Contentfilter?
Nun einerseits können Sie versuchen alle Seiten im Web zu klassifizieren in Gut und Böse.
Jetzt wird das ganze noch in Listenform einer technischen Einrichtung übergeben, der die Absicht des Users
unterbindet solch böse Seiten zu besuchen und schon bekommen Ihre “Kleinen” nur noch die guten Dinge des Lebens gezeigt.
Diese Vorgehensweise birgt allerdings ein kleines, mathematisches Problem.
Es sind einfach zuviele Seiten und Sie werden nie fertig. Diese bösen Menschen und Websitebetreiber produzieren doch
ständig neue Inhalte. Einfach so, unkontrolliert, unzensiert ohne Aufsichtsbehörde die sich um Recht und Ordnung im Netz
kümmert. Jeder darf einfach so sagen was er will.
Man könnte fast denken, es herrscht Meinungsfreiheit.
Also suchen wir nach einer weiteren Möglichkeit. Wir filtern einfach nach Schlagworten.
Jetzt stellen wir uns einfach einmal alle bösen Schlagworte vor und schreiben wieder eine hübsche Liste.
Berücksichtigen noch dass es relevant ist ob dieser “String = Schlagwort” in einer Überschrift oder nur im Text oder
sogar im Kopfteil oder in der Zieladresse (Domain) enthalten ist und schon sind wir fertig. Basta.
Aber was ist dann mit Angeboten, die kritisch mit solchen bösen Themen umgehen? Was ist mit Nachrichtenagenturen, die
auch über Kriege und Leiden, Terror und Al-Kaida berichten.
Naja, die sind halt dann weg. Tja ein bischen Schwund ist halt immer.

Ein gutes Gefühl, die Lage im Griff zu haben. Ziel erreicht, wir haben engagiert alles getan was in unserer Macht steht.
Irgendwann müssen wir uns übrigens noch entscheiden, wie lange wir den Contentfilter für unsere “Kleinen” betreiben wollen.
Zumindest einmal bis sie aus dem Gröbsten raus sind.
Das wird aller Voraussicht nach so mit 18, 20 oder 30 Jahren der Fall sein 😉

Leider habe wir eine Kleinigkeit vergessen – den Kopf zu benutzten.

Ich hoffe es wird deutlich, dass es schlicht nicht möglich ist die Vielfalt und Contentmenge des Web zu beherrschen.
Sie können nicht alle Inhalte kontrollieren.
Verabschieden Sie sich von Ihrer Paranoia.
Sehen Sie den Tatsachen ins Auge und sparen Sie sich Ihr Geld.

Sie haben nur eine Möglichkeit diesem Dilemma zu entgehen.
Geben Sie Ihren Kindern ein Wertesystem durch Ihr Beispiel.
Erklären Sie Ihren Kindern, dass es gute und böse Inhalte gibt und vor allem erklären
Sie Ihren Kindern was daran aus Ihrer Sicht schädlich und böse ist. Geben Sie Ihren Kindern
das moralische Rüstzeug die Entscheidung selbst zu treffen.
Befähigen Sie Ihre Kinder für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.

Jetzt so schnell wie möglich. Das böse Internet wartet nicht, es ist schon da.
Es lauert im Wohnzimmer, wenn es sein muss sogar drahtlos.
Bereit Ihre Kinder anzuspringen wie ein großer, schwarzer Puma.

Viel Erfolg

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