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Killer gegen Jan Ullrich

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Eine eher sonderbare Diskussion entfaltet sich im Zuge der Tour de France 2004.
Lance Armstrong will zum sechsten Mal die Tour gewinnen, sich in den Geschichtsbüchern verewigen, die Unsterblichkeit erreichen.
Mit seiner Vita wohl schon fast verständlich, ist er doch erfogreich geschult in Willensstärke, im Sieg des Geistes über den Körper, seit seinem Kampf gegen den Krebs.

Aber wo ist die Grenze?
Wo berührt die unerbittliche Willensstärke und der Einsatz aller Mittel unsere moralischen Grenzen.
Es scheint da ein Element zu geben, dass uns den Blick trübt.
Dieses Element heisst Erfolg.
Der Erfolg scheint alles vergessen zu machen.
In letzter Konsequenz heisst das, wer Erfolg hat darf alle moralischen Grenzen überschreiten?

Es scheint so, dass die Menschen und demzufolge auch die Medien nichts so lieben wie den Erfolg.
Der Erfolg rechtfertigt alles.


totenkopf.jpg Wir schauen auf zum Killer der Tour.
Der allmächtige übermenschliche Fahrer, der nichts dem Zufall überlässt, der abfällig über den ehemals 10 kg übergewichtigen Jan Ullrich spricht, alle angreift und in Ihre Schranken verweist und locker seine Umwelt platt fährt wenn es Ihm passt.
Toller Mann – so willig, alles abgestimmt, rücksichtslos, ehrgeizig, Killierinstinkt, Tourminator.

Dagegen steht Jan Ullrich, das ewige Talent, mit dem ebenso ewigen Vorwurf nicht genug für seinen Erfolg zu geben.
Nicht wirklich leiden zu wollen, nicht alles für seinen Erfolg einzusetzen. Nein der lässt auch noch einen Teamkollegen nach
vorne fahren, wenn die Chance besteht. Der freut sich sogar, über den Erfolg seines Freundes.

Mensch Jan, Menschlichkeit ist in modernen Gladiatorenkämpfen nicht gefragt. Es geht nicht um Sozialverhalten es geht um den Erfolg, um den Endsieg.

Gedanken für den geneigten Leser.

1. Ich stehe auf Jan Ullrich und erstarre in Ehrfurcht vor der Leistung und dem dazugehörigen Willen sich zigtausend Kilometer auf dem Rad die Berge hoch und runter zu quälen, ungeachtet ob man sich gerade so richtig wohl fühlt oder ein wenig kränkelt.

2. Ich stehe nicht auf den rücksichtslosen Einsatz aller Mittel und ich stehe schon gar nicht auf Killer und seien Sie auch noch so erfolgreich.

3. Ich verstehe den Vorwurf nicht: “Jan Ullrich fährt in der Weihnachstszeit kein Fahrrad.” Na und? Ich auch nicht. Sie?
Ich empfehle jedem Verbalakrobaten mit diesem Argument, sich selbst ein Rad unter den Hintern zu schnallen und nächstes Jahr einfach mal die Tour mitzufahren.

Viel Spass bei der Viecherei.

2 comments on “Killer gegen Jan Ullrich

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