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Ignorante Führungskräfte sind ein Risiko

“Ich habe einige Unternehmen kennengelernt, bei denen die Einführung eines Wikis bis zu dem Zeitpunkt, in dem man das erste Dokument einfügen konnte, länger als zwölf Monate gedauert hat. Meiner Meinung nach hat das auch damit zu tun, dass es bei Führungskräften bis heute als hinnehmbar gilt, über keinerlei technische Kompetenz zu verfügen. Oft und gern wird damit sogar kokettiert. Dies führt dazu, dass auch der offensichtlichste Blödsinn des technischen Personals widerspruchslos hingenommen wird.”
Frank Roebers, der diese Zeilen geschrieben hat, weiß als Vorstandsvorsitzender der SYNAXON AG, wovon er spricht.

“Unsere ITler rieten dringend davon ab, MediaWiki zu installieren. Sie empfahlen, erst einmal eine saubere Anforderung in ein Pflichtenheft zu schreiben, dann alle existierenden Wikis zu evaluieren und anschließend zu entscheiden, ob man ein bestehendes Wiki nimmt oder lieber ein neues schreibt. Das war im September 2006. Ich bin mir sicher, wären wir diesen Weg gegangen, hätten wir bis heute kein laufendes Wiki.”
….

Beim Lesen dieses Artikel in der Computer Woche musst ich wieder an die ständig gleichen Diskussionen und Argumentationen der vergangenen Jahre denken. Sehr beliebt ist es auch, die Rechtsabteilung mit einzubinden, die natürlich – schon um der Rolle Bedenkenträger gerecht zu werden – lieber häufiger den Stempel “geheim” verwendet als zu wenig. Das liegt in der Natur der Sache, da bei häufiger Verwendung der Empfehlung “geheim” kein einfach nachvollziehbarer Schaden entsteht und die Kollegen aus der Juristenecke kein Risiko eingehen.
Warum sollten Sie also etwas anderes empfehlen?

Die Schlüsselfrage ist also, wer ist bereit das Risiko zu übernehmen und mehr Offenheit im Umgang mit Informationen im Unternehmen zu etablieren. Also letztlich einmal mehr nachdenken, ob diese Informationen wirklich einer Einschränkung unterliegen und wenn ja welcher.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man es sich hier aufgrund des oben erwähnten Mechanismus noch viel zu einfach macht. Ich postuliere gerne, dass sie (im Sinne von Sie als Firma) kein Problem in der Geheimhaltung von Informationen haben. Es geht vielmehr darum sich zu überlegen, ob die Mitarbeiter ausreichend mit den benötigten Informationen versorgt sind, um wirklich im Sinne des Ganzen und der Geschäftsführung mitzudenken und Ihr Handeln entsprechend auszurichten. Das ist es ja auch was sie sich als Führungskraft wünschen – oder? Der selbständig mitdenkende und handelnde Mitarbeiter, der mit tollen Ideen und Vorschlägen glänzt. Der seine Freiräume nutzt, um über neues Geschäft, Verbesserung der etablierten Abläufe oder Verbesserungen in der Organisation nachdenkt und dies entsprechend kommuniziert.

Gerade in großen Systemen ist es aber häufig so, dass Prozesse so stark fragmentiert sind, dass der einzelne Mitarbeiter keinen Überblick mehr erreichen kann. Demnach optimiert er sich über der Zeit einfach selber und agiert in seiner Prozessecke vor sich hin. Der Rest ist ihm egal und er beschränkt sich auf das nötigste.
Das treibt dann weider alle in den Wahnsinn, die sich durch diese Prozesse quälen müssen. Häufig höre ich dann, “dont fight the system” einfach hinnehmen.

Aber diese geistige Haltung widerstrebt mir sehr, da wir mit diesem Mindset keine Veränderung oder Verbesserung der doch offensichtlichen Systemschwächen erreichen werden. Vielmehr entsteht so der Eindruck, dass alles Bestens läuft. Auf der Strecke aber bleibt das Verantwortungsgefühl und die Bereitschaft der Mitarbeiter sich zu engagieren. Das ist zwar schwer bis gar nicht messbar aber im Sinne einer Firmenkultur eben doch ein ganz entscheidender Faktor im Unternehmen.

Liebe Führungskräfte hier gilt es am Ball zu bleiben. Das ist mühsam und nervig – ich weiß. Aber es lohnt sich und sie bekommen es tausendfach zurück, wenn sie die “Haftreibung” überwunden haben und nur noch die “Rollreibung” übrig bleibt. Dann verändert sich übrigens auch Ihr Job, da sie plötzlich mit einer Menge toller Ideen konfrontiert sind und die Besten ausgewählt und umgesetzt werden müssen. Dann kann es passieren, dass Ihr Segelboot voll im Wind steht und sie alle Hände voll zu tun haben nicht “zu schnell” zu werden. Aber es lohnt sich – versprochen. Viel Spass.

2 comments on “Ignorante Führungskräfte sind ein Risiko

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